Theater unter der Brücke

„Ihr seid’s total verrückt“, so der Kommentar von Bernhard Paul. „Ein Theater unter einer Autobahn … Meine Mutter in Wien sagte zu mir als kleinem Lausbub immer wieder: ‘Wenn’s so weitermachst, landest Du noch beim Zirkus oder unter der Brücken …’ Einen Zirkus hab i schon, also geh’n wir unter die Brücken.“

Roncallis Apollo Varieté ist ein kultureller Glanzpunkt der Düsseldorfer Rheinpromenade. Als „Parasitärarchitektur“ ist das Bauwerk unter die Rheinkniebrücke eingeschoben. Ihre Geometrie bestimmt die Abmessungen eines gläsernen Baukörpers auf hochwassersicherem massivem Sockelgeschoss. Der signalrote radiale Theatersaal mit 504 Plätzen zoniert als „Haus im Haus“ die Glashalle in Funktionsbereiche (Gastronomie, Foyer, Verwaltung, etc. ). Die janusköpfige Bühne mit der mobilen Glasrückwand vereint Theater- und Stadtrealität, das Rheinpanorama wird zum Bühnenbild. Die „Kollision“ kontrastierender Gestaltwelten schafft ein varietétypisches Raumklima; sichtbare Elemente der Haustechnik, Betonflächen, Ganzglasfassaden einerseits und die „Plüschatmosphäre“ des Varietés andererseits mit historisierenden Accessoires, Kristalllüstern, Blattgold, Samt und Messing. Eine gestalterische Symbiose als Gratwanderung zwischen funktionaler Sachlichkeit und Nostalgie.